Hüftgelenksdysplasie
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Unter den, unter anderem erblichen orthopädischen Erkrankungen,
nimmt die HD (Hüftgelenksdysplasie) immer noch eine deutliche
Spitzenstellung ein. Es betrifft vor allem mittel- bis grosse
Hunde. Am häufigsten betrifft diese Erkrankung den Hund
(Deutscher Schäferhund, Boxer, Rottweiler), aber auch bei
Mensch, Katze, Schwein, Rind und Pferd kann sie vorkommen.
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Viele Zuchtverbände
konkurrieren um die effektivste Art diese Krankheit aus den Zuchten
zu eliminieren. Die FCI konnte sich dabei leider noch zu keiner
einheitlichen Bewertung durchringen. Leider wird bei der Bekämpfung
aus finanziellen oder "nicht wahr haben wollen" Gründen
viel an der Wahrheit gedreht. Mir persönlich sind Züchter
bekannt, die mehrere hundert Kilometer bis nach Holland fahren,
weil ein dortiger Tierarzt angeblich die zu untersuchenden Hunde
so schön HD-frei röngt. Amerikanische Hundezüchter,
die sich Tiere vornehmlich aus Deutschland holten, litten unter
der importierten HD-Welle. In Amerika wurde auch von einem Tierarzt
namens Schnelle in den 30 iger Jahren des letzten Jahrhunderts
die HD erstmals bei Hunden diagnostiziert. Von diesem Tierarzt
stammt auch noch die heute gebräuchlich Klassifizierung in
4 Schweregrade (I-IV) |
Die Tiere werden mit flachem
und queroval angelegtem Azetabulum (Hüftgelenkspfanne) geboren
Die Manifestierung der Krankheit erfolgt im 3 bis 4. Lebensmonat.
Eine Abflachung der Hüftgelenkpfanne, reaktive Veränderungen
an der Gelenkkapsel, dem Bandapparat, Oberschenkelkopf und -hals
sind typisch. Eine Hüftgelenksdysplasie führt zu Verlagerungen
des Oberschenkelkopfes in der Gelenkpfanne, was bis zu einem "Auskugeln"
des Femurkopfes (Oberschenkelkopfes) führen kann. Das Leiden
wird bei weiblichen Tieren ausgeprägter angetroffen. Die
Symptome sind verschieden geartete Lahmheiten. Eine Vererbung
scheint gesichert, wobei der US-Tierarzt und Genetiker Dr. Jerold
S. Bell meint: "Sie ist das klassische Beispiel einer polygenen
(Anm.: verursacht durch mehrere Gene) Erbkrankheit. In der Konsequenz
aus diesem Wissen ist es nicht nur wichtig, die HD-Freiheit der
Elterntiere zu kennen, sondern auch die ihrer Geschwister. Ein
einzelnes Individuum kann nicht die Summe der Gene repräsentieren,
die es vererbt, dies zu erkennen ist nur möglich, wenn man
möglichst breit die Geschwistertiere und die Geschwistertiere
der Elterntiere etc. beurteilen kann. Erst dann ist es möglich
eine relative Aussage über die Vererbung HD relevanter Gene
zu treffen. |
Ein gesundes
Hüftgelenk ist rechts abgebildet. Der vorderer Pfannenrand
(a) ist scharf; die vordere Pfannenkontur (b) rund auslaufend;
der Gelenkkopf kugelförmig; Hals vom Kopf abgesetzt, schlank,
Gelenkspalt konzentrisch begrenzt. |
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Eine Hüftgelenksdysplasie
zeigt sich als vorderer Pfannenrand mit Auflagerungen; die vordere
Pfannenkontur abgeflacht; der Gelenkkopf pilzförmig mit Auflagerungen;
Hals walzenförmig, Gelenkspalt auseinander weichend. |
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Im Röntgenbild
sieht eine normale Hüfte in etwas so wie diese rechts abgebildete
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Neben einer Zuchtprophylaxe kann beim
Auftreten einer HD, je nach Schwere, eigentlich immer nur durch chirurgisches
Vorgehen dauerhaft eine befriedigende Lösung erreicht werden.
Viele alternative Lösungen wie Goldimplantate als eine Art Dauerakkupunktur,
haben zwar schon Erfolge erziehlt, sind allerdings noch zu unzuverlässig
in ihrer Dauerwirkung. Bewährt haben sich eigentlich nur folgende
Operationstechniken.
Pectinectomie
eine Pectinectomie empfiehlt sich ausschließlich
bei einem jungen Hund. Bei dieser Operation soll die Biomechanik des
Gelenkes in soweit verbessert werden, als dass es nicht zur Ausprägung
von Arthrosen kommt. Selbstverständlich ist dies sinnlos, wenn
bereits Arthrosen aufgetreten sind.
Der Effekt tritt ein, indem durch entfernen
des Musculus pectineus der Femurkopf tiefer in die Gelenkpfanne hereinrutscht.
Da der M. pectineus als Adduktor tätig ist, zieht er das Bein
unter die Körpermitte heran und hebelt dabei den Femurkopf aus
der Gelenkpfanne.
A: Ursprungssehne des M. pectineus
P: Pectineusmuskel
C und D: obere und untere Enden der Pectineusansatzsehnen
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Beim älteren Hund gibt es je nach
Grad der Erkrankung und Gewicht des Patienten verschiedene OP
- Techniken.
Femurkopfresektion
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Bei der Femurkopfresektion wird der
schmerzhafte Teil des Gelenkes, sprich der entzündlich und
arthrotisch veränderte Gelenkkopf entfernt (reseziert). Die
Funktion des knöchernen Hüftgelenkes wird sehr gut von
der beim Hund ausgeprägten Hüftmuskulatur übernommen.
Selbstverständlich ist der Erfolg dieser Operation vom Gewicht
und der Größe des Tieres abhängig. Allerdings
habe ich auch schon Berner Sennenhunde "ohne Hüfte"
über Zäune springen sehen. |
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Denervation
des Hüftgelenkes
Bei einer Denervation des Hüftgelenkes
wird die fehlerhafte Anatomie des Gelenkes beibehalten und lediglich
die schmerzleitenden Fasern durchtrennt. Diese Schmerzausschaltung
bewirkt in vielen Fällen eine deutlich bessere Belastung
der Hintergliedmaßen und damit verbunden einen deutlichen
Muskelaufbau. Dieser kann wiederum das Gelenk, ähnlich
wie bei einer Femurkopfresektion, abstützen. Diese Technik
empfiehlt sich natürlcih nur, wenn mindestens ein annähernd
funktionierendes Gelenk vorhanden ist. Bei einer Luxation (ausgekugeltes
Gelenk) verbietet sich diese Operation.
Total Endoprothese
(künstliche Hüfte )
Die Total Endoprothese (TEP) ist natürlich
die umfangreichste Operation, die man bei einer Hüftgelenksdysplasie
machen kann. Aber auch die wirkungsvollste. Hier wird das erkrankte
Gelenk in toto entfernt und durch ein künstliches, meistens
aus Titan, ersetzt. Diese Operation ist bei Hunden jeden Alters
(keine wachsenden) und Gewichts durchzuführen und gibt
auch dem schlechtesten Hüftgelenk eine neue Chance. Leider
ist diese Technik auch mit eine der teuersten, so daß
sich nicht jeder Hundefreund sie sich wird leisten können.
Generell ist es die Aufgabe des behandelnden
Tierarztes die richtige Therapie und Behandlungsmethode für
seinen Patienten zu finden.
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