Synonym
- "Katzenseuche" des Hundes
- Panleukopenie der Katze; Infektiöse Agranulozytose;
Katzenseuche, -typhus, -pest
In Europa von Bedeutung
- Canine Parvoviren (CVP-2a und CVP-2b)
- Felines Parvovirus (FPV)
Vorkommen
Das canine Parvovirosevirus CVP-2 ist sehr nah verwandt
mit dem felinen Parvovirosevirus FPV und stammt von diesem ab. Die
Entstehung der CVP-2 erfolgte durch Mutation und dem Überschreiten
der Speziesbarriere durch das FPV. Hunde lassen sich durch das FPV
infizieren, dies scheint jedoch unter natürlichen Bedingungen
keine Rolle zu spielen. Die Parvovirose beim Hund trat erst 1978
gleichzeitig in Europa, Nordamerika und Australien auf. Sie ist
heute weltweit verbreitet.
In Deutschland tritt die Krankheit seit Ende 1979 bei Hunden auf.
Obwohl die Parvovirose des Hundes eine junge Krankheit ist, stellt
sie ein zunehmendes Problem dar und muß als die häufigste
infektiöse Todesursache beim Hund angesehen werden. Die Zunahme
der Parvovirose bei Hunden in Deutschland wird gefördert durch
den zunehmenden Import ungeimpfter (oder nicht vollständig
geimpfter) junger Hunde aus dem osteuropäischen Ausland.
Bei Katzen war die Parvovirose noch vor 20 Jahren die
wohl wichtigste Infektionskrankheit. Heute ist die Krankheit allerdings
seltener geworden.
Als Virusreservoir gelten in der Umwelt vorhandene
Viren, die von infizierten Tieren mit dem Kot ausgeschieden wurden.
Das Parvovirus ist in der Außenwelt extrem stabil (bis zu
einem Jahr infektiös).
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Übertragung
Die Übertragung erfolgt bei Hunden und Katzen
meist durch orale Aufnahme des Virus, z. B. durch kotverschmutztes
Futter, infizierte Trinknäpfe und Käfige. Auch eine
direkte Übertragung durch gegenseitiges Belecken möglich.
Auch durch am Fell von genesenen Tieren, Gegenständen oder
Kleidern anhaftende Viren ist eine Übertragung möglich.
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Beim Umgang mit verdächtigen Tieren
ist deshalb auf Schutzkleidung zu achten! Bei Zimmertemperatur ist
das Virus bis zu 1 Jahr und länger ansteckungsfähig. Die
erkrankten Tiere scheiden ab dem 3. Tag nach oraler Infektion Viren
mit dem Kot aus. Die Virusausscheidung fällt meist nach 2 Wochen
ab, kann jedoch bei manchen Tieren noch Wochen nach der vollständigen
Genesung anhalten.
Eine wechselseitige Ansteckung zwischen Hunden und Katzen ist möglich.
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Wichtige
klinische Symptome
Die typischen Befunde sind Durchfall und
Erbrechen. Die Intensität der Symptome kann individuell sehr
verschieden sein.
Die Hunde zeigen zuerst Mattigkeit, Appetitmangel und manchmal Fieber
(häufig über 40°C). Spätestens zwei Tage nach der
Infektion treten Durchfall und Erbrechen auf. Der Durchfall zeigt
alle Formen von milchbreiig bis wässrig und stark blutig und
ist von faulig-süßlichem Geruch. Der Durchfall entsteht
durch die Zerstörung der Kryptenepithelzellen und die Unfähigkeit
der Darmzellen, die Zottenspitzen zu ersetzen. Es kommt zur Abrundung
und Verklumpung der Zotten mit abrasiertem flachem Epithel. Die jungen
Patienten zeigen einen rasanten körperlichen Verfall. Ihre Verfassung
ist wesentlich durch die sich ausbildende Austrocknung (Exsikkose)
bestimmt.
Als Komplikation kann es zu Bauchspeicheldrüsenentzündung,
Darmeinstülpungen und Ödemen durch den Eiweißverlust
über den Darm kommen.
Bei Welpen kann eine Myokarderkrankung im Alter von 8 Wochen
vorkommen. Das Krankheitsbild ist jedoch sehr selten geworden,
da die Welpen während der ersten Lebenswochen durch Antikörper
des meist geimpften Muttertieres geschützt sind.
Bei Katzen kommt es oft nicht zu Durchfall
und wenn erst spät im Krankheitsverlauf.
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Inkubationszeit:
4 - 7 Tage
Diagnose
Die typischen klinischen Symptome und ein deutlicher Leukozytenabfall
(<4000 Zellen/µl beim Hund und 2000 Zellen/µl bei der
Katze) deuten auf Parvovirose hin.
Zusätzlich sollte ein Nachweis des Erregers durch eine Kotuntersuchung
erfolgen. Dies kann mit Hilfe von Schnelltests geschehen. Die Schnelltests
weisen das Parvovirus-Antigen mittels ELISA im Kot nach. Als Referenzmethode
kann eine PCR Untersuchung des Kotes erfolgen. Durch PCR kann eine
Differenzierung zwischen dem Impftiter und einer Feldinfektion erfolgen.
Auch eine elektronenmikroskopische Kotuntersuchung ist möglich.
ein Parvoviren im Elektronenmikroskop |
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Therapie
Die Therapie beinhaltet die symptomatische Behandlung, vor allem
die Rehydrierung, und die Vermeidung von Sekundärinfektionen:
- Es gibt keine Virostatika zur kausalen Behandlung
einer Parvoviroseinfektion. Die Gabe von Immunseren 0,4 ml/kg
kann in den ersten Tagen günstig sein, die therapeutische
Wirksamkeit ist jedoch nicht sicher bewiesen.
- Bei Leukopenie (<4000 Zellen/µl) oder hochgradig
blutigem Durchfall (Zerstörung der Darmbarriere) müssen
Breitbandantibiotika zur Kontrolle von Sekundärinfektion
i. v. (nicht p. o.) verabreicht werden.
- Liegt eine massive Leukopenie (<2000 Zellen/µl)
vor, kann Filgrastim ein humaner granulozytenstimmulierender Faktor
an zwei aufeinanderfolgenden Tagen gegeben werden
- Durch intensive Flüssigkeitstherapie mittels
intravenöser Dauertropfinfusion muß die Dehydratation
ausgeglichen, die Elektrolytimbalance (vor allem Kaliumverluste)
beseitigt und der Säure-Basen-Haushalt wieder hergestellt
werden. Hierzu eignet sich Ringer-Lactat-Lösung, evtl. mit
Kalium Zusatz und Natriumbicarbonat
- Zur Aufhebung des Brechreizes wird Metoclopramid
verabreicht
Sind starke Bauchschmerzen vorhanden, dann können Morphinderivate
in Form von Buprenorphin-Pflastern gegeben werden
- Kommt es durch anhaltendes Erbrechen oder Anorexie
zum Abfall des Eiweißspiegels, muß eine totale parenterale
Ernährung über einen zentralen Venenkatheter erfolgen
- Bluttransfusionen können bei einer Hypalbuminämie
hilfreich sein, während Plasmaexpander nur kurzzeitig gegeben
werden sollten, um den onkotischen Druck aufrecht zu erhalten.
- Sobald kein Erbrechen mehr vorliegt, sollte möglichst
schnell wieder Futter angeboten werden (Versorgung der Enterozyten)
- Spasmolytika (Buscopan, Loperamid) sind zu vermeiden,
da sie die Gefahr von Darminvaginationen erhöhen
- Metamizol (Novalgin) sollte ebenfalls nicht verabreicht
werden (Ausnahme hohes Fieber über 41°C), da es zu einer
Agranulozytose führen kann
- Falls eine disseminierte intravasale Gerinnung
vorhanden ist, muß eine Heparintherapie, evtl. mit Bluttransfusionen,
durchgeführt werden
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Prognose
Unter intensiver Therapie ist die Prognose relativ günstig
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Vorbeugung
Die einzig wirksame Bekämpfung der Parvovirose ist die Impfprophylaxe.
Die meisten Feldinfektionen mit Parvoviren treten bei Welpen im Alter
zwischen 8 und 12 Wochen auf. Bei diesen Welpen sind die maternalen
Antikörper gerade unterhalb der schützenden Grenze. Die
Tiere konnten noch keinen ausreichenden Schutz durch eine Impfung
aufbauen und befinden sich in der sogenannten "immunologischen
Lücke". Zur Impfung von Welpen sollten attenuierte Lebendvakzine
verwendet werden. Diese bieten im allgemeinen einen länger anhaltenden
Schutz (bis zu 1 Jahr) und sie überbrücken die "immunologische
Lücke" leichter, da sie trotz vorhandener maternaler Antikörper
einen Schutz aufbauen können. Attenuierte Lebendvakzine dürfen
jedoch nicht bei tragenden Hündinnen eingesetzt werden. Die Vakzine
sollte als eine zweimalige Grundimmunisierung im Alter von 8 bis 9
Wochen und 12 Wochen verabreicht werden. Die Auffrischung sollte im
jährlichen Abstand erfolgen. Bei hohem Infektionsdruck sollte
die Impfung zwischen der 6. und 16. Lebenswoche alle 2 bis 4 Wochen
wiederholt werden. Geimpfte Hunde, die sich infizieren, können
das Virus über mehrere Tage ausscheiden.
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Geschichte
Die Parvovirose beim Hund trat erst 1978 gleichzeitig in Europa,
Nordamerika und Australien beim Hund auf, bei der Katze war sie schon
viel länger bekannt. Sie ist heute bei Hunden und Katzen weltweit
verbreitet. In Serumproben von Hunden die vor 1976 entnommen wurden,
konnten noch keine CVP-Antikörper nachgewiesen werden. In Deutschland
tritt die Krankheit seit Ende 1979 bei Hunden auf. Das CVP-2 ist sehr
nah verwandt mit dem felinen Parvovirus (FPV) und stammt von diesem
ab. Die Entstehung der CVP-2 erfolgte durch Mutation und dem Überschreiten
der Speziesbarriere durch das FPV.
Klassifizierung
Das Pavovirosevirus ist ein unbehülltes DNS-Virus und gehört
zur
Familie der: Parvoviridae
Gattung: Parvovirus
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