Synonym
- Canine distemper
- Carrésche Krankheit
In Europa von Bedeutung
Vorkommen
Das Staupevirus ist bei Hunden weltweit verbreitet.
In den letzten Jahren ist wieder eine Zunahme der Staupe zu verzeichnen.
Es wird darüber diskutiert, ob hierfür Mutationen eines
Staupe-Feldstamms mit Virussteigerung, Mutationen eines attenuierten
Staupe-Impfvirus mit Rückgewinnung der Virulenz, mangelhafter
Immunisierungsgrad oder eine unzureichende Wirksamkeit der Impfung
verantwortlich sind. (Ein mutierter Staupevirenstamm konnte jedoch
bisher nicht nachgewiesen werden). Sicherlich spielt der zunehmende
Import von Hunden aus dem Ausland ohne ausreichenden Impfschutz
eine entscheidende Rolle.
Die weltweite Bedeutung der Staupe wird immer wieder durch Epidemien
belegt. So traten zum Beispiel Staupeepidemien 1984 bis 1985 in
der Schweiz, Dänemark und Deutschland, 1987 bis 1989 in Frankreich,
1988 bis 1989 im Raum Berlin, 1988 bis 1990 in Nordwestdeutschland,
1991 im Raum Kopenhagen und 1993 in Afrika auf. In den südlichen
Ländern Osteuropas tritt die Staupe noch relativ häufig
auf. Eine Staupe-Impfung ist zwar meist zur Einreise in solche Länder
nicht gesetzlich vorgeschrieben, sie ist aber sinnvoll, da die Infektionsgefahr
dort sehr viel größer ist als in Deutschland.
Das wichtigste Virusreservoir stellen klinisch inapparent infizierte
Hunde dar. Marder, Füchse und Frettchen können jedoch
auch als Virusreservoir dienen.
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Übertragung
Die größte Rolle bei der Übertragung
von Hund zu Hund spielt die direkte Tröpfcheninfektion über
die Schleimhäute des Respirationstraktes und der Konjunktiven.
Infizierte Tiere scheiden die Viren über alle Se- oder Exkrete
aus. Die Virusausscheidung beginnt bereits 5 Tage p. i. und persistiert
auch bei klinisch inapparenten Tieren bis zu 90 Tage. Auch eine
indirekte Übertragung, |
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beispielsweise durch Kontakte
mit verunreinigten Zwingern, Decken, Futter oder Harnplätzen,
ist möglich, sie spielt aber wegen der nur kurzen Überlebensfähigkeit
des Erregers keine große Rolle. Experimentell waren auch Infektionen
nach dem Einatmen von eingetrocknetem, virushaltigem und vom Wind
verwehtem Staub möglich. Das Virus kann auch transplazentar übertragen
werden. Solche Infektionen können zu Aborten, Totgeburten, "fading
puppy syndrome" oder Störungen des Zentralen Nervensystems
(ZNS) der Neugeborenen führen.
Unter Wissenschaftlern herrscht eine
unterschiedliche Meinung vor, ob Katzen an Staupe erkranken können
oder nicht. Man nimmt jedoch an, daß die Infektion bei Katzen
symptomlos verläuft.
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Wichtige
klinische Symptome
Das klinische Bild der Staupe
hat sich in den letzten Jahrzehnten geändert. Es treten häufiger
atypische Bilder auf, die nicht die deutlichen Übergänge
der einzelnen unten beschriebenen Formen der Staupe erkennen lassen.
Zwischen 25 und 75 % der Hunde, die sich infizieren, erkranken klinisch
inapparent. Hunde jeden Alters können an Hundestaupe erkranken.
Eine erhöhte Inzidienz wird jedoch bei Jungtieren, die jünger
als 10 Monate sind, gefunden. Die klinischen Symptome der Staupe hängen
von der Virulenz des Erregers, sowie dem Alter und dem Immunsystem
des Tieres ab. Auch das Vorhandensein anderer Viren, insbesondere
Parvo- und Coronaviren und die sich vielfach anschließenden
Sekundärinfektionen beeinflussen das Krankheitsbild. Besonders
die Entzündungen des Respirationstrakts werden durch Sekundärinfektionen
verkompliziert.
Welpen, die eine Staupeinfektion
überstanden haben, zeigen manchmal eine Hypoplasie des
Zahnschmelzes.
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Bei der "klassischen Form" der Staupe
treten zunächst Veränderungen des Respirations- und
Gastrointestinaltraktes auf, oft zusammen mit eitrigen Konjunktivitiden,
Tonsillitis und Fieber.
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Nach 2 - 4 Wochen kann sich der Hund vollständig
erholen. Alternativ können sich ZNS-Symptome entwickeln.
Die "nervöse Form"
der Staupe kann akut oder chronisch verlaufen und hat eine ungünstige
Prognose. Die ZNS - Störungen können sehr unterschiedlich
in Erscheinung treten. Die Störung hängt stark vom Ort der
Veränderung ab.
Eine weitere seltene und spät
auftretende Veränderung bei der Staupe ist die Hyperkeratose
der Ballen (hard pad disease)und des Nasenspiegels. Diese Tiere
entwickeln meist auch ZNS-Symptome. |
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Gastrointestinaltrakt |
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Respirationstrakt
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- Muköser bis mukopurulenter Nasenausfluß
- Niesen
- Husten
- Dyspnoe, "Backenblasen"
- Verschärft bronchovesikuläres Atemgeräusch
- Giemen
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Augen |
- Mukopurulenter Augenausfluß
- Veränderung des Sehnervs
- Veränderung der Retina ("medallion lesions")
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ZentralesNervenSystem
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Rückenmarksveränderungen |
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Zentrales Verstibularsyndrom |
- Kopfschiefhaltung
- Nystagmus
- Ausfälle von Gesichtsnerven
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Zerebellare Störungen |
- Ataxie
- Hypermetrie
- Kopfwackeln
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Zerebrale Störungen |
- Generalisierte oder lokalisierte Anfälle
- Depressionen
- Ein- und beidseitige Blindheit
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Myoklonien |
- Rhythmische Muskelzuckungen ("Staupetick")
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Sonstige Veränderungen
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- Fieber
- Dehydratation
- Pustulöse Dermatitis
- Hyperkeratose an Nase und Ballen ("hard pad disease")
- Zahnschmelzhypoplasie ("Staupegebiß")
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Inkubationszeit:
3 - 7 Tage
Diagnose
Klinische Diagnose:
Für Staupe spricht die typische Kombination von Symptomen des
Magen-, Darmtraktes und der Atmungsorgane mit eitriger Bindehautentzündung
(Konjunktivitis). Das Hinzukommen nervöser Symptome ("Staupetick")
ist fast beweisend.
Direkter Erregernachweis:
Mittels der PCR ist der Nachweis von viraler RNA aus Blut, Liquor
cerebrospinalis, Harn oder Konjunktivlabstrichen möglich.
Auch durch den Immunfluoreszenztest ist im Abstrich von Konjunktiven
oder Tonsillen ein Nachweis von intrazellulärem Erregerantigen
möglich. Die Abstriche können in beiden Fällen frühestens
ab dem 5. Tag und bis zu 3 Wochen nach der Infektion durchgeführt
werden.
Der elektronenmikroskopische Nachweis von Paramyxoviren im Kot ist
nicht aussagekräftig, denn eine Abgrenzung zu harmlosen enteralen
Paramyxoviren ist nicht möglich. Der Nachweis von Paramyxoviren
im Harn wird noch kontrovers diskutiert.
Indirekter Erregernachweis:
Die Bestimmung von Antikörpern ist in der Regel nicht sinnvoll,
da viele gesunde Hunde Antikörper aufweisen. Diese haben sie
entweder durch eine Vakzination oder eine durchlaufene Infektion erworben.
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Therapie
Man kann nur die Symptome lindern.
Eine passive Immunisierung mit Hyperimmunseren kann in den ersten
Tagen nach der Infektion (Virämiephase) durchgeführt werden.
Das Sauberhalten der Nasenöffnungen und die Behandlung der Augenveränderungen
(Ulkusgefahr) ist wichtig
Bei Tieren, die durch länger anhaltenden Durchfall und Erbrechen
ausgetrocknet sind, sollten Infusionen bekommen.
Eine Bekämpfung von bakteriellen Sekundärinfektionen (meist
Bordetella bronchiseptica) ist unbedingt erforderlich. Hierfür
können Breitspektrum-Antibiotika verabreicht werden.
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Prognose
Bei milder Verlaufsform günstig
Bei "hard pad disease" ungünstig, da meist nach einiger
Zeit neurologische Symptome auftreten
Bei anhaltenden ZNS-Symptomen Euthanasie
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Vorbeugung
Die Impfprophylaxe ist die einzig wirksame Vorbeugungsmaßnahme.
Die erste Impfung sollte mit 8 Wochen, die zweite mit 12 Wochen vorgenommen
werden. Nach einer Grundimmunisierung können einige Hunde für
7 und mehr Jahre geschützt bleiben, andere bilden jedoch keinen
guten Impfschutz aus. Daher sollte, vor allem wegen der zunehmenden
Bedeutung der Staupe, unbedingt in jährlichen Abständen
auch bei älteren Hunden geimpft werden.
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Geschichte
Die Hundestaupe wurde erstmals 1761 in Spanien
beschrieben. Vermutlich wurde das Virus aus Asien oder Peru eingeführt.
Von Spanien breitete sich die Staupe über ganz Westeuropa aus.
Die erste genauere Beschreibung stammt von Eduard Jenner aus dem Jahre
1809. Etwa 100 Jahre später wurde die Virusätiologie der
Krankheit durch Carré geklärt.
Klassifizierung
Das Staupevirus gehört zur
Familie: Paramyxoviridae
Gattung: Morbillivirus
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