Header
   Shortcuts: Hunde| Katzen | Heimtiere | Vögel | Einreisebestimmungen | Tierärzte | Suche
     
webvet.de> Erkrankungen> Innere Erkrankungen des Hundes> Tollwut
Start
Inkubationszeit
 
 
 Bücher

Von der Gesundheit des Hundes

Von der Gesundheit des Hundes.
von Eric H. W. Aldington
Preis: EUR 32,80
DM 64,15

ISBN: 3923555091


Niemand

Praktikum der Hundeklinik.
von Hans Georg Niemand, Peter F. Suter
Preis:* DM 310,98
EUR 159,00
ISBN: 3826331540


Sonstiges
  Tierarzt Knigge (pdf)
 

Über 10.000 Produkte für ihr Tier im Internet. zooplus ihr Fachmarkt online



Tollwut

Synonym

  • Rabies; Lyssa

In Europa von Bedeutung

  • Lyssavirus

Formen der Tollwut

  • Urbane Tollwut-Form (Hund, Katze und Mensch)
  • Silvatische Tollwut-Form (Rotfuchs)
  • Fledermaustollwut (Fledermäuse)

Vorkommen

Tollwut kommt in fast allen Ländern Kontinentaleuropas vor. Portugal, Norwegen, Schweden, Großbritannien und Irland sind jedoch tollwutfrei. Bei der Tollwut handelt es sich um eine Zoonose.
Mit über 70 % entfällt der größte Anteil aller erfaßten Tollwutfälle auf den Fuchs. Es ist jedoch mit einer hohen Dunkelziffer zu rechnen, da ca. 90 bis 98 % der Tollwutfälle bei Füchsen nicht erfaßt werden. Seit der Einführung eines Tollwut-Überwachungssystems in Europa durch die WHO im Jahre 1977 war das höchste Tollwutaufkommen in Europa im Jahre 1989 (24.377 angezeigte Tollwutfälle) zu verzeichnen. In Deutschland sind in erster Linie Weiderinder, Pferde und Schafe betroffen, die von einem Fuchs gebissen wurden.
Durch die Einführung der Impfung gegen Tollwut bei Hund und Katze ist ein deutlicher Abfall der Krankheitsfälle zu verzeichnen. Tollwut wird in Deutschland daher bei diesen beiden Tierarten kaum noch gesehen.

Seitenanfang

Übertragung

Bei Hund, Katze und Mensch gelangt das Virus meist durch den Biß eines tollwütigen Tieres mit dessen Speichel in die entstandene Wunde. Das infizierte Tier kann zum Zeitpunkt des Bisses ohne klinische Symptome gewesen sein.
Das Virus wandert nach dem Biß zentripedal entlang der Nerven ins ZNS. Im Gehirn erfolgt eine starke Vermehrung des Virus. Das Virus breitet sich dann zentrifugal entlang der Nerven aus und gelangt so unter anderem in die Speicheldrüse. Dort vermehrt es sich und kann dann erneut mit dem Speichel ausgeschieden werden. Die Virusausscheidung beginnt meist erst kurz vor dem Auftreten der neurologischen Symptome und dauert bis zum Tode des Tieres

Fuchs

an. In Europa ist der Rotfuchs der Hauptüberträger der Tollwut. Über den Zeitraum eines Jahres zeigt die Tollwut, bedingt durch die Lebensweise des Fuchses, einen biphasischen Verlauf. Zur Ranzzeit im Frühjahr und zur Zeit des Raubmündigwerdens der Jungfüchse im Spätsommer und Herbst kommt es gehäuft zu Revierkämpfen und Beißereien und somit zur Übertragung des Tollwutvirus unter den Tieren. Hieraus erklären sich die in typischer Weise im Frühjahr und im Herbst auftretenden Seuchengipfel. Auch die vermehrt in die Städte einziehenden Marder stellen ein erhöhtes Risiko dar.

Seitenanfang

Wichtige klinische Symptome

Klassischerweise wird die Tollwut in drei Stadien unterteilt.
Erkrankte Tiere durchlaufen jedoch nicht immer alle drei Stadien. Die einzelnen Stadien überlappen sich oft und die jeweiligen Erscheinungsbilder können sehr variabel sein. Häufig sind die Tiere zu Beginn der Infektion klinisch völlig unauffällig. Zum besseren Verständnis des Krankheitsbildes hier eine Aufführung der möglichen klinischen Symptome in den drei Stadien:

Prodromalstadium
Der Hund zeigt Wesensveränderungen, wie beispielsweise überfreundliches Verhalten von ansonsten scheuen Tieren, Schnappen nach imaginären Fliegen, Halluzinationen, Weglaufen ohne besonderen Grund

Menschen zeigen in diesem Stadium Parästhesien im Bereich der Bißwunde, Übelkeit und Erbrechen


Exzitationsstadium
("Rasende Wut")
Beim Hund kommt es zu starkem Speicheln, da die Tiere unfähig sind zu Schlucken. Hypersexualität, Bellen, Raserei und Hydrophobie treten ebenfalls auf.

Menschen zeigen starke motorische Unruhe, tonisch-klonische Krämpfe, Wutanfälle, Hydrophobie und Speichelfluß durch die Unfähigkeit zu Schlucken.

blutiger Durchfall Parvovirose

stark speichelnder Tollwutkranker Hund

Paralyse- oder Depressionsstadium
("Stille Wut")
Der Hund kann einen stupiden Blick und eine heisere Stimme zeigen. Es können Rumpf-, Gliedmaßen und Unterkieferlähmungen auftreten

Menschen zeigen eine zunehmende schlaffe Lähmung der Kopfmuskulatur. Der Tod tritt infolge von Atem- oder Herzlähmung auf

Tollwutkranker Hund mit stupiden Blick

Seitenanfang

Inkubationszeit

  • Unter natürlichen Bedingungen meist 1 - 2 Monate
  • In seltenen Fällen 6 Monate und mehr

Diagnose
Klinisch kann am lebenden Tier nur eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Alle ungeimpften Hunde, die ohne ersichtlichen Grund stark speicheln oder unklare neurologische Symptome zeigen, sind verdächtig. Eine endgültige Diagnose kann nur am toten Tier gestellt werden. Eine schnelle und sehr genaue Diagnose ist hierbei der Nachweis des viralen Antigens mittels fluoreszierender Antikörper in Gehirnschnitten. Auch der Nachweis des Virus mittels PCR ist beschrieben.

Seitenanfang

Therapie
eine Therapie ist seuchenrechtlich verboten. Es sind nur folgende Vorgehensweisen gestattet. Die Tollwut ist eine anzeigepflichtige Seuche !

  • Vorgehen des Tierarztes/Besitzers bei Tollwutverdacht
    Unabhängig vom aktuellen Impfschutz ist bei Tollwutverdacht vor amtlicher Feststellung durch den Amtstierarzt der lebende Hund durch den Besitzer so abzusondern, daß er nicht mit anderen Tieren oder Menschen in Berührung kommt. Der Hund darf nicht in eine Klinik verbracht werden. Ist dies bereits geschehen, so muß der Hund unter den entsprechenden Bedingungen abgesondert werden. Tote Tiere sind so aufzubewahren, daß Menschen oder Tiere nicht mit ihnen in Berührung kommen. Sie dürfen ohne Genehmigung nicht vom Standort entfernt werden. Immer ist das zuständige Veterinäramt zu verständigen.
  • Vorgehen des Amtstierarztes bei Ansteckungsverdacht
    Hunde, die Kontakt mit seuchenkranken Tieren hatten und nicht geimpft sind, müssen getötet werden. Ein Tier gilt als seuchenkrank, wenn in einer virologischen Untersuchung Tollwut festgestellt wurde. Bei Kontakt ungeimpfter Hunde mit seuchenverdächtigen Tieren kann eine Tötung angeordnet werden. Ein Tier gilt als seuchenverdächtig, wenn durch klinische oder pathologisch-anatomische Untersuchung und epidemiologische Anhaltspunkte oder wenn durch histologische Untersuchung Tollwut festgestellt wurde. Eine Ausnahme stellen Hunde dar, die nachweislich unter einem wirksamen Impfschutz stehen. Sie sind bei Ansteckungsverdacht unverzüglich erneut gegen Tollwut zu impfen und unter behörliche Beobachtung zu stellen.

  • Vorgehen des Amtstierarztes bei Seuchenverdacht
    Der Hund muß getötet werden, es sei denn, er steht nachweislich unter wirksamem Impfschutz oder er hat einen Menschen gebissen. In diesem Fall wird zwei Wochen behördliche Beobachtung bis zur Bestätigung/Beseitigung des Verdachtes angeordnet. Führt die amtstierärztliche Untersuchung bei einem als seuchenverdächtig gemeldeten Haustier nicht zu einem eindeutigen Ergebnis, so ist eine behördliche Beobachtung von mindestens 3 Monaten anzuordnen.

    Die Tollwutverordnung (TVO) wurde am 21.12 2000 geändert. Die Verordnung ist im Buch "Veterinärvorschriften des Bundes" von Wolff, Zrenner und Grove nachzulesen.

Seitenanfang


Prognose
infaust, d.h. immer tödlich

Seitenanfang


Vorbeugung
Meist wird die Tollwut-Impfung in Kombination mit anderen Impfstoffen 1 x jährlich verabreicht. Die Erstimpfung sollte nicht vor dem 3. Lebensmonat erfolgen. Eine einmalige Impfung ist zur Grundimmunisierung ausreichend. Die aktive Schutzimpfung bei Tieren darf nur als prophylaktische, präventive Schutzmaßnahme durchgefürt werden. Postinfektionelle Erstimpfungen sind bei allen Tieren verboten! Viele Hundebesitzer nehmen ihr Tier während des Urlaubs mit ins Ausland. Deshalb ist eine Tollwutimpfung erforderlich. In allen europäischen Staaten ist eine Tollwutimpfung zur Einreise vorgeschrieben, auch bei der Wiedereinreise nach Deutschland.
Bei Katzen wird in letzter Zeit immer wieder darüber diskutiert, inwieweit die Tollwutimpfung an der Entstehung von Fibrosarkomen beteiligt ist. Daher sollte die Impfung von Lebensumständen der einzelnen Katze abhängig gemacht werden. Ausschließlich im Haus gehaltene Katzen sollten nicht geimpft werden.
Beim Menschen kann durch eine rechtzeitige, in der Inkubationszeit begonnene aktive Immunisierung der Ausbruch der Krankheit verhindern werden. Eine prophylaktische Impfung bei Personen mit erhöhtem Expositionsrisiko ist ebenfalls möglich.

Seitenanfang

Geschichte
Tollwut gehört zu den am längsten bekannten Infektionskrankheiten. Schon seit etwa 2300 v. Chr. ist bekannt, daß die Seuche durch Biß übertragen wird. Louis Pasteur entwickelte 1885 eine Schutzimpfung aus attenuierten Erregern gegen die Infektion. Ab 1955 wurden Impfstoffe eingesetzt, die nach einem an Tollwut gestorbenen Mädchen namens "Flury" benannt waren. 1977 wurden die heute verwendeten HDC-Impfstoffe (human-diploid-cells-Vakzine) in Deutschland für die post- (nur beim Menschen) und präinfektionelle Anwendung zugelassen.

Klassifizierung
Das Tollwutvirus ist ein RNS-Virus und gehört zur
Familie der Rhabdoviridae
Gattung: Lyssavirus

Seitenanfang


Impressumdisclaimer